Ozonwasser als phytosanitäres Produkt – keimfreies Wasser für den Pflanzenanbau?
Ozonisiertes Wasser ist eine alte Erfindung
Wenn sich das Ozon zersetzt, zerstört es Krankheitserreger. EOD Europe aus Salo (Finnland) hat eine kostengünstige Herstellungsmethode für Ozonwasser entwickelt, die erstmalig in der Sauvolan-Tunnelplantage zum Einsatz gekommen ist. Dort konnten durch die Nutzung des EOD-Wassers gute Ergebnisse im Kampf gegen Schimmel bei Erdbeeren erzielt werden.
Zusammen mit 80 weiteren Start-ups ist EOD Europe in der Salo IoT Campus-Community zusammengeschlossen, die früher von Nokia und dann von Microsoft betrieben wurde. EOD Europe wurde im Dezember 2019 unter dem Namen Suorahapetus Oy gegründet. „Den Grundstein für das Unternehmen legten wir auf einer Messe, auf der Timo Kantola Ozonwasser auf Basis einer älteren Technologie präsentierte und ich als Photonikexperte teilnahm“, sagt Petteri. Heute ist er der Entwicklungsleiter des Unternehmens mit Timo Kantola als CEO.
Leitungswasser wird zum Rohstoff
Petteri erklärt: Die neu entwickelte EORGTM-Technologie, welche das ozonhaltige EOD-Wasser erzeugt, basiert auf Elektrolyse.

Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren, ozonhaltiges Wasser durch Zugabe von Ozon zu erzeugen, ist die Technologie der Elektrolyse von EOD Europe für den Kunden deutlich preiswerter.
Die Produktion erfolgt, indem ein Zylinder in einen Wasserbehälter gestellt wird. Im Inneren des Zylinders befindet sich ein Elektrolysepaket, das Petteri als „Knäckebrot“ bezeichnet. Bis auf die Angabe, dass das Elektrolysepaket mehrere Anoden und Kationenplatten hat, und der Prozess 12 Volt Strom benötigt, verrät Petteri keine weiteren Details. „Der Prozess löst ein geheimnisvolles Elektrolyse-Phänomen aus, das außer mir nur noch ein taiwanesischer Partner kennt“, sagt er.
Ein Ritt gegen Krankheitserreger
Petteri erklärt, dass bei dem Elektrolyseprozess H2O in flüchtigen Wasserstoff zerfällt und dadurch für mehrere zehn Minuten Ozon (O3) im Wasser entsteht. Sauerstoff-Radikale bilden im Wasser das O3 und diese zerstören Krankheitserreger.
Als höher konzentriertes Gas ist Ozon zwar gefährlich, aber im Wasser ist es vollkommen harmlos. Beim Einsatz im Pflanzenschutz wirkt es gegen einzellige Mikroben, ist aber unter anderem für Fressfeinde ungefährlich. Das Ozonwasser wirkt gegen Schimmelpilze, Listerien, Fäulnis, Bakterien und Corona, listet Jauhiainen auf.
Auch beim Einsatz im Weinbau wurden mit dem Ozonwasser bereits sehr gute Ergebnisse erzielt. Das führte dazu, das Gerät auch im Kampf gegen Erdbeerkrankheiten zu testen und so hat der Saariston Marjatila-hof im letzten Sommer ein EOD-Gerät erworben.
Besprühen von Pflanzen und Lebensmitteln
Petteri sieht in dieser Erfindung ein enormes Potenzial für den Einsatz in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie, denn diese Technologie ist preiswert. Mit dem Ozonwasser können Rinnen gewaschen, Pflanzen bewässert, Leitungen gespült und Gemüse gewaschen werden, um damit deren Haltbarkeit zu verlängern. Die Lebensmittelbehörde hat weder Bedenken noch gibt es rechtliche Hindernisse für die Verwendung von Ozonwasser, anders als bei der Desinfektion mit Chlorwasser. Erste Versuche der Behandlung von Pflanzkartoffeln und Zwiebelsetzlingen mit Ozonwasser zeigen gute Ergebnisse. „Nach einem Jahr Testphase unserer Technologie schauen wir sehr positiv in die Zukunft“, freut sich Jauhiainen.

Leistungsstarke Geräte im Anmarsch
„Wir setzen stark auf wissenschaftliche Forschungen und Erkenntnisse – wir studieren, entwickeln und kombinieren Technologien. Dabei verfügen wir über ein breites soziales Netzwerk von Forschern und Universitäten.“
In Taiwan werden kleine Geräte – aktive Wassersprühflaschen zur Desinfektion – produziert. Die Produktion von Großgeräten wird laut Petteri in Finnland konzentriert. Es ist ein Gerät in der Entwicklung, das zwischen 30 und 60 Liter Ozonwasser pro Minute produziert. Dieses Durchflussgerät arbeitet 2000 Stunden lang, bevor es bei einer Wartung mit einem neuen „Knäckebrot“ reaktiviert und wieder in Betrieb genommen werden kann.
Für Landwirte wird also bald preisgünstiges Ozonwasser verfügbar sein, verspricht Petteri. Für die Zukunft sieht er sogar die Möglichkeit, auch ein mit Sprinklern kombinierbares Gerät zu bauen.
Der Vertrieb ist gestartet
Timo Kantola sieht mit den Produkten der EOD Europe einen weiteren Meilenstein auf dem Weg in eine Zukunft mit einem deutlich geringeren Einsatz von Chemikalien in der gesamten Kette der Lebensmittelproduktion. Durch den Effekt, dass sich dadurch erheblich weniger Reste von Pestiziden und Pathogenen auf den Produkten der Landwirte befinden, werden wir als Konsumenten auch gesünder leben können. Timo zitiert die Empfehlung der EU-Kommission aus dem Jahr 2019, dass in der weiterverarbeitenden Lebensmittelbranche der Einsatz von ozonhaltigem Wasser gegenüber anderen Chemikalien vorzuziehen sei. Es ist wenig gefährlich für die Reinigung und Desinfektion, da Ozon die Zellmembran von Pathogenen durch Oxidation zerstört. Das Ozon selbst zerfällt dabei in normalen Sauerstoff und bildet somit keinerlei schädliche Rückstände. Es könne auf Chlor als Desinfektionsmittel zu sehr großen Teilen verzichtet werden. Ozonhaltiges Wasser hat im CIP (Cleaning In Process) und anderen Reinigungsprozessen erheblich weitere Vorteile. (Quelle: JRC Science for policy report, Best Available Techniques (BAT) Reference Document for the Food, Drink and Milk Industries, 2019)
„Ozon wird somit in absehbarer Zukunft eine deutlich größere Rolle in der Gesunderhaltung der Menschheit erlangen.“ mit dieser Aussage stimme ich Timo Kantola vollkommen überein.
Petteri sagt, dass für eine medizinische Anwendung des Ozonwassers die wissenschaftlichen Beweise zwar noch ausstehen, dennoch kann behauptet werden, dass Ozonwasser die Gesundheit verbessert. Ozonwasser lindert Juckreiz auf der Haut, sogar bei Schuppenflechte und könnte auch zur Desinfektion von Wunden eingesetzt werden.
Roland Krüger
GF der 1st SELECTION GmbH
www.eod-wasser.de
Die Welt muss saubere Technologien übernehmen, nicht weil „ökologisch“ sind, sondern weil sie „logisch“ sind.
Bertrand Piccard
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